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Nichtrostende austenitische und ferritisch-austenitische Stähle können entlang ihrer Korngrenzen angegriffen werden, wenn sie einer Temperatur zwischen 500–1000 °C ausgesetzt worden sind (Sensibilisierung). Dieser kritische Temperaturbereich kann bei der Warmumformung, z. B. beim Schmieden, bei einer unsachgemässen Wärmebehandlung und beim Schweissen auftreten. Die ASTM A262 bietet eine Reihe von verschiedenen Tests, um eine Aussage treffen zu können, ob der Stahl anfällig ist gegen interkristalline Korrosion oder nicht. Wichtig ist, dass diese Tests keine generelle Aussage über die Korrosionsbeständigkeit (z. B. Lochfrass, Spannungsrisskorrosion) in korrosiven Medien zulassen.
Das Verfahren Practice A (rapid screening test) ist eine qualitative Methode, bei der das Gefüge anhand von Vergleichsbildern aus der Norm klassifiziert wird und als akzeptabel oder anfällig eingestuft wird. Falls eine Probe in diesem Schnelltest eine Anfälligkeit auf interkristalline Korrosion zeigt, muss das Material mit einem weiterführenden Verfahren, z. B. Verfahren Practice E (Kupfer / Kupfersulfat-Test), überprüft werden.
Wenn möglich, führen wir unsere Prüfleistungen nach oder in Anlehnung an diese internationalen Normen durch:
Generell sind alle in der ASTM A262 beschriebenen Verfahren für austenitische Stähle anwendbar. Die Norm weist unter Punkt 4.5 darauf hin, dass nicht alle Verfahren für alle Proben gleich gut geeignet sind. So sind die Verfahren bei denen der Gewichtsverlust über die ganze Fläche berechnet wird, weniger sinnvoll für z. B. nitrierte, geschweisste oder geschmiedete Proben. Bei diesen sogenannten „process-affected“ Proben empfiehlt die Norm das Verfahren Practice E.
Nur Stähle mit einem Kohlenstoffgehalt ≤ 0.03 % und stabilisierte Stähle müssen vorgängig bei 675 °C für 1 Std. sensibilisiert werden. Durch Diffusionsvorgänge während der Sensibilisierung wird die Ausscheidung von Cr-Karbiden provoziert. Diese bilden sich entlang der Korngrenzen. Bei dem anschliessenden chemischen Angriff werden diese Korngrenzbereiche aktiv, während die Kornflächen passiv bleiben. Der chemische Angriff erfolgt somit entlang der Korngrenzen, also interkristallin.
Moritz Liesegang
Dr. rer. nat.
Teamleiter Werkstoffstruktur
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